Fast ein Viertel weniger Urlauber auch im Almtal?

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Touristen reagieren empfindlich, wenn ihr Urlaubsziel landschaftlich verkommt. Das kann man sich denken, aber jetzt ist es amtlich: Eine aktuelle Studie der Uni Passau zeigt: Gut 22 Prozent der Urlauber würden nicht mehr in eine Region kommen, wo sich "Windenergieanlagen an Aussichtspunkten oder entlang von Rad- und Wanderwegen befinden".

Ein bedrohliches Szenario für das Almtal, denn ausgerechnet im Gebiet Hochsalm / Kasberg ist eine der sogenannten Vorrangzonen, in denen der oberösterreichische Windkraft-Masterplan Windräder vorsieht. Ein brisantes Thema auch für den Verein Almtal (VERA), der zwischen Wimsbach und Grünau die Almtalgemeinden auf genau den Tourismus spezialisieren will, der im Mittelpunkt der Passauer Studie steht. Und einen Zusammenhang mit der 110-kV-Freileitung gibt es auch… (siehe "Weiterlesen")

Windrad bei der Wallfahrtskirche Magdalenaberg (Fotomontage: Freunde des Eiskogels)

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich allein die optischen Auswirkungen von 14 Windrädern, jedes 150 Meter hoch, auf den Vorbergen des Almtals vorzustellen – ob nun vom Tal aus oder bei einer der beliebten Wanderungen über die Höhenzüge oberhalb von Grünau, Scharnstein, Steinbach und Pettenbach. Passend dazu frisst sich dann die im Wald 40 Meter breite Trasse der geplanten 110-kV-Freileitung von Vorchdorf kommend und die Alm überspannend Richtung Kirchdorf… Selbst ausgewiesene Befürworter der Windkraft lassen sich so vergraulen, weiß die Studie. 

Zugeschnitten ist die Untersuchung aus dem vergangenen Jahr auf die Urlauber in den deutschen Mittelgebirgen, die ganz ähnliche Erwartungen vor allem an die Landschaft hegen wie die Zielgruppe des Almtaltourismus. Hier ist weniger Action und Animation gefragt als Erholung in weitgehend intakter Natur. Bei Wanderungen zu Fuß oder mit dem Rad wird die Umgebung intensiv wahrgenommen – störende Einflüsse aber eben auch. Hinzu kommt: Gerade die deutschen Urlauber sind nicht nur auf Windräder, sondern fast noch mehr auf Hochspannungsleitungen sensibilisiert. Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht irgendwo in der Bundesrepublik eine neue Bürgerinitiative entsteht: gegen die Verdrahtung der Landschaft und wegen gesundheitlicher Bedenken gegen elektromagnetische Felder. 

In jedem Fall Profit für wenige statt Nutzen für alle
Die geplante Freileitung ist im Bau billiger als die gleichwertige, aber "unsichtbare" Erdkabel-Alternative. Doch dafür leidet die Umwelt, die Natur, die Menschen entlang der Trasse und eben auch der Tourismus, und zwar über Generationen. Die einmalige Mehrinvestition belastet hingegen den Milliardenkonzern Energie AG kaum spürbar und vor allem nur kurzfristig. 

Bei Windkraftanlagen ist es ähnlich: Ihr ökologischer Nutzen ist ebenso umstritten wie ihr volkswirtschaftlicher Nutzen. Auch in unserer initiative gibt es dazu geteilte Meinungen – weswegen "110 kV ade!" keine offizielle Position zu den in der Region diskutierten Projekten vertritt. Tatsache ist aber jedenfalls, dass es auch hier in erster Linie die Investoren sind, die einen Gewinn einstreichen. Zumindest für Tourismusregionen dürfte das Mitnaschen daran aber bestenfalls ein finanzielles Nullsummenspiel sein.

Die Rolle der Politik ist dabei unklar. Landesrat Rudi Anschober bekennt sich zur Energiewende und forciert dabei auch Windkraftanlagen. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass das auch in den Reihen der Grünen inzwischen keinen ungeteilten Beifall mehr findet. Zusammenhänge zwischen dem Windpark Hochsalm und der geplanten Freileitung werden von den Verantwortlichen zwar stets bestritten, doch warum die Planungen für den Windpark Eiskogel fallengelassen wurden, um dann nur eine Hügelkette weiter auf einmal sinnvoll zu sein, ist kaum plausibel zu machen. Das geplante Umspannwerk Steinfelden in der 110-kV-Freileitung jedenfalls ist genau so praktisch in der Nähe wie vor dem Bäumchen-wechsel-dich. 

Die Studie der Uni Passau selbst sowie eine zusammenfassende Presseinformation des Vereins Deutsche Mittelgebirge zu den Ergebnissen gibt es im Anhang.

AnhangGröße
Presseinfo zur Studie Passau.doc189 KB
Studie Uni Passau.pdf528.78 KB

Verfasst von 110kV ade am 6. Juni 2013 - 21:27
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