Wie weit reicht der Arm der Energie AG?

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Beschäftigt sich die Landwirtschaftskammer mit Hochspannungsleitungen, wird es spannend. Das zeigte die Vollversammlung am 20. Juni in Linz. Die "schwarze" Bauernbund-Mehrheit lehnte gegen alle anderen LK-Mitglieder zwei Anträge des Unabhängigen Bauernverbands ab, die Erdkabel statt Freileitungen forderten. Beim anschließenden Teichfest der Kammer stellte sich ein rarer Gast ein: Energie AG-Chef Leo Windtner. Zufall?

Foto: Mit offenen Armen für Interessen der Energie AG: Bauernbund-Präsident Jakob Auer

Aktueller Anlass der Kampfabstimmung ist das geplante 110-kV-Freileitungsprojekt Ried - Raab der Energie AG. Hier wie im Alm- und Kremstal braucht der Konzern die Bereitschaft der Grundeigentümer, darunter auch viele Landwirte. Anderenfalls riskiert man brisante Enteignungsverfahren. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Landwirtschaftskammer. Von ihr ausgehandelte Optionsverträge zur Grund-Inanspruchnahme will die Energie AG als Türöffner bei den Bauern nutzen. Dagegen wandte sich der Unabhängige Bauernverband (Artikel Oö. Nachrichten).

Die Kammer solle vom Wirtschaftsministerium fordern, keine Freileitungen mehr zuzulassen. Und im Innviertel solle sie die Energie AG auffordern, ein Erdkabel zu verlegen. LK-Präsident Franz Reisecker (Bauernbund), erklärte, dazu sei die Kammer nicht befugt. Das Thema der Erdverkabelung soll nun im Wirtschaftsausschuss der Kammer behandelt werden. Die "Unabhängigen" fürchten, dass das Thema auf die lange Bank geschoben wird. Die Ablehnung ihres Antrags wurde mit Buh-Rufen quittiert.

Beste Stimmung herrschte dagegen im Anschluss an die Versammlung beim LK-Teichfest. Zur "Agrarprominenz" gesellte sich dabei auch Energie AG-General Leo Windtner – ob in einem Zusammenhang mit der konzernfreundlichen Entscheidung der Bauernbündler, ist nicht bekannt.

"Kamerad" Windtner?
Verbindungslinien zwischen den Agrariern und dem Stromkonzern sind aber nicht neu, denn Bauernbundpräsident Jakob Auer und Windtner sind gute Bekannnte: Schon beim umstrittenen Bau des Kraftwerks Lambach hatte sich Auer für die Interessen der damaligen OKA stark gemacht. Neben Windtner saß er 2010 am Podium der IWS-Veranstaltung "Wachstum braucht Energiesicherheit". Und nun eben beim Teichfest, wo man sich laut Volksblatt (nebenstehender Artikel) "prächtig unterhielt", auch wenn Windtner eigentlich gar kein Kamerad (so die Anrede in der Kammerversammlung) ist.

Eine gewisse Diskrepanz zwischen Mitgliedervertretung und Wirtschaftsnähe ihrer Kammer war betroffenen Landwirten und ihren örtlichen Vertretungen schon beim Umgang mit der Freileitungsplanung Vorchdorf - Kirchdorf sauer aufgestoßen. Der damalige Kammerpräsident Herndl war den Grundeigentümern nach deren Gefühl in den Rücken gefallen. Er hatte die mit der Energie AG ausgehandelten "Optionsverträge" gegen ihren ausdrücklichen Willen freigegeben – und damit den Werbern der Energie AG grünes Licht für ihre unerbetenen Hausbesuche (siehe Artikel vom 14.7.2010).

 

 


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