Schlechte Nachrichten über Hochspannungs-Freileitungen, bis hin zu (vermeidbaren!) tödlichen Unfällen: In den letzten Tagen haben sich die Meldungen so gehäuft, dass ein grundsätzlicher Warnruf einmal mehr angebracht ist. Denn die angeblichen Vorteile von Freileitungen gegenüber Erdkabeln machen sich in Wirklichkeit hauptsächlich in kurzfristigen Gewinnen der Stromkonzerne bemerkbar. Tragisches Opfer: Zum Beispiel jener Freizeitsegler, der schuldlos einem 110-kV-Stromstoß erlag.
Die Seile von Freileitungen müssen aus gutem Grund Mindestabstände zu allem halten, was Bodenkontakt hat. Das gilt auch, wenn die Leitung Gewässer überspannt. Was nicht jedem bekannt ist: Selbst 1,5 m Luft kann der Strom z.B. einer 110-kV-Leitung "überspringen". Mit tödlichen Folgen – jetzt gerade für jenen Familienvater, der am Steuer seines Segelboots vor den Augen seines 5-jährigen Sohns starb, weil der Mast zum Blitzableiter für die Freileitung wurde (Bericht von Volksstimme und MDR).
Mit viel Glück überlebte nur zwei Tage später ein 40-jähriger aus Leoben den Sturz mit dem Paragleiter in eine 110-kV-Freileitung, in der er mit seinem Gleitschirm beim verfehlten Landeanflug hängenblieb. Ihm hätte das gleiche Schicksal wie dem deutschen Segler gedroht, wäre er in den Stromkreis geraten. (Bericht in Die Presse).
Mit erdverkabelten Leitungen, wie es sie etwa in Dänemark zukünftig ausschließlich geben soll, wären solche Unfälle, von denn man immer wieder liest, undenkbar. Doch davon reden Stromkonzerne wie die Energie AG nicht gerne, wenn Sie neue Leitungen möglichst billig errichten wollen. Und auch andere Gefahren, wie die durch Elektrosmog, werden heruntergespielt. Oder, wie im Fall der Salzburgleitung, werden mit fragwürdigen Messergebnissen Strahlenbelastungen vielleicht sogar falsch angegeben. Jedenfalls kommen unabhängige Messungen einer Bürgerinitiative auf deutlich erhöhte Werte (Bericht im Salzburger Fenster).
Keins der Argumente gegen Erdkabel zieht
Dass 110-kV-Erdkabel Stand der Technik sind, bestreitet nicht einmal die Energie AG, die ja selbst in Einzelfällen solche Leitungen betreibt. Was sie im Einzelfall dann doch daran zu mäkeln findet, hat jedoch bisher in keinem Fall einer näheren Prüfung standgehalten. Beispiele:
- Kosten: Die höheren Anfangsinvestitionen, die über die Lebensdauer der Leitung auf die Stromkunden umgelegt werden, betragen im Schnitt etwa 1,50 Euro jährlich (!) pro Kunde. Eine Lappalie also, die durch die vermiedenen volkswirtschaftlichen Schäden um ein Vielfaches wettgemacht würden.
- Sicherheit: Leitungsschäden kommen bei Erdkabeln im ländlichen Bereich fast nie vor. Und selbst bei den durchschnittlichen Ausfallraten schneidet das Erdkabel gut ab. Durch zunehmende Wetterkapriolen nehmen allerdings Leitungsunterbrechungen bei Freileitungen immer mehr zu. Und die hier von der Energie AG geplante Freileitung führt sogar über einen Höhenzug, der von Investoren für einen Windpark vorgesehen war.
- "Landschaftsverbrauch": 40 m breite Kahlschläge auf der ganzen Länge der Freileitungstrasse durch den Wald verschandeln Erholungs- und Wandergebiete. Von der meist im Grünland parallel zu Straßen eingepflügten Erdleitung ist dagegen schon nach einem Jahr nichts mehr zu sehen. Absurd: Die Bewilligungsbehörde des Landes OÖ berücksichtigt bei der Freileitung nur den Flächenverbrauch der Masten!
Diese und viele weitere Argumente finden sich auch in der Berufung gegen den Bescheid des Landes, über den wahrscheinlich noch im laufenden Jahr beim Wirtschaftministerium entschieden wird. (Download im Anhang)
Wo Freileitungen das Gruseln lehren:
(erstes Bild anklicken – durchblättern ebenfalls mit anklicken)
Anhang | Größe |
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Devolutionsantrag RA Web.pdf | 163.43 KB |
Verfasst von 110kV ade am 14. August 2012 - 19:45
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